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Was versteht man unter Asset-Allocation?
Wesentlich verständlicher als „Asset Allocation“ klingt da schon das deutschsprachige Äquivalent „Anlageaufteilung“: bei einer Asset-Allocation wird also die Anlage aufgeteilt? Richtig:
Bei einer Asset-Allocation wird das Vermögen des Gesamtportfolios in unterschiedliche Anlagemöglichkeiten und Anlageklassen investiert, z.B. ein Teil des Vermögens in Aktien und ein anderer in Anleihen oder Rohstoffen); diese Vorgehensweise dient der Verbesserung des Risiko-Rendite-Profils.
Mit dieser Verteilung findet gleichzeitig eine Risikostreuung statt, die das Verlustpotenzial des Portfolios verringert. Mit dem Ansatz der Asset Allocation kann damit eine profitable Rendite bei gleichzeitig verringertem Risiko erzielt werden.
Neben dem Chance-Risiko-Verhältnis und der erwarteten Rendite müssen bei der Asset Allocation auch das Anlegerprofil in den bereits besprochenen Punkten Anlageziel, Anlagehorizont und persönliche Risikobereitschaft sowie die finanziellen Möglichkeiten des Anlegers berücksichtigt werden.
Was bringt Asset Allocation einem Privatanleger?
- Die Verfolgung des (Prozess-)ansatzes der Asset Allocation kann für Privatanleger ein Mittel zur Optimierung des Portfolios sein; der Erfolg der Anlage kann damit gesteigert werden.
- Kernargumente dafür, sind:
– potenziell attraktive Renditen,
– erzielbar bei gleichzeitig verringertem Anlagerisiko. - Asset-Allocation-Fachkenntnis hilft Anlegern dabei, die Verteilung ihres (Anlage-)Vermögens auf die Anlagemöglichkeiten systematisch zu gestalten und nach einer etablierten „Methodik“ vorgehen zu können.
- Mit der Vermögensverteilung werden die Risiken eines Portfolios im „Zaun gehalten“ und kontrollierbarer (→ Marktpreisrisiken) sowie vorbeugbar (→ Implementationsrisiken).
- Bei dem (Anlage-)prozess der Asset Allocation werden persönliche Faktoren des Anlegers miteinbezogen. So findet die individuelle Risikoneigung des Anlegers, dessen Bedürfnisse sowie seine ausformulierten Ziele Eingang in den Anlageprozess der Asset Allocation.
- Zu guter Letzt: Er kann Balsam für die (Anleger-)seele sein. Asset Allocation als Investitionsansatz zu verfolgen, ist für (Privat-)Anleger wesentlich ruhiger als eine Investition in Einzelaktien oder spekulativen Anlageprodukten – bei gleichzeitig potenziell attraktiv zu erwartender Rendite.
In der Praxis unterteilt man diesen Prozess der Aufteilung des zu investierenden Vermögens auf die verschiedenen Märkte, Marktsegmente und Anlageformen in eine strategische und eine taktische Phase.
Unterschied zwischen strategischer und taktischer Asset Allocation
Strategische Asset-Allocation (langfristig)
Die strategische Asset-Allocation hat einen sehr bedeutenden Einfluss auf die Performance eines Portfolios. Bei der strategischen Asset Allocation wird sich angesehen: wie stellen wir auf lange Sicht das Portfolio zusammen? Der Anlagezeitraum umfasst dabei einige Jahre.
Die Entscheidungen, die im Prozess der strategischen Asset-Allocation getroffen werden, wirken sich langfristig auf das Portfolio aus. Grundsätzliches Ziel der strategischen Asset-Allocation ist es, dass (Anlage-)vermögen auf die verschiedenen Assetklassen möglichst optimal zu verteilen. In die Überlegungen miteinbezogen werden dabei die (Rendite-)Ziele, die mit der Anlage erreicht werden sollen sowie das individuelle Risikoverhalten des Anlegers und seine Bedürfnisse. Also Anforderungen, die sich aus den persönlichen Präferenzen des Anlegers ergeben, fließen mit in die strategische Asset-Allocation ein. Daneben gilt es aber noch, die Verhältnisse auf den Finanzmärkten miteinzubeziehen.
Im Rahmen der strategischen Asset Allocation möchte man Portfolios gestalten, deren Assetklassen möglichst gering oder negativ korrelieren, um den Diversifikationseffekt zu erhöhen. Das Diversifikationspotenzial ist also abhängig von der Korrelation der Anlageklassen. Zu Bedenken gilt, dass das Portfoliorisiko zwar mit der Aufteilung auf verschiedene Anlageklassen verringert, aber nicht vollständig aufgehoben werden kann.
Auf welche Anlagemöglichkeiten soll nun das Vermögen genau aufgeteilt werden?
Basis für diese Entscheidung stellt ein Blick auf die Rendite und das Risiko der, jeweilig potenziell infrage kommenden, Anlageklassen dar; es werden sich dabei sowohl die vergangenen als auch prognostizierten Erwartungswerte angesehen. Daraus wird ein Entwurf für die Allokation abgeleitet; es werden gezielt Anlageklassen ausgewählt. Im Anschluss erfolgt die Umsetzung mithilfe der taktischen Asset Allocation.
Taktische Asset-Allocation
Bei der taktischen Asset-Allocation wird die Strategie der Anlage anhand der derzeitigen Markt- und Konjunkturlage realisiert; der Zeitraum der Betrachtung ist demnach kurz- bis mittelfristig.
Dabei werden primär die Anlagemöglichkeiten nach ihrer Attraktivität gewichtet, mit der Absicht, die Rendite zu erhöhen; diese Vorgehensweise nennt sich „Marketing Timing“. Hierfür bedarf es einiges an Fachwissen im Management von Portfolios.
Prognosegüte als Erfolgsfaktor
Ob im Prozess der Asset-Allocation die richtigen Entscheidungen getroffen werden können, ist vor allem auch abhängig von der Prognosegüte, die als Basis für die strategische und taktische Asset-Allocation herangezogen wird. Besonders beim aktiven Portfoliomanagement ist es regelrecht erfolgs-entscheidend, über die Fähigkeit und (Sach-)kenntnis zu verfügen, zukünftige Entwicklungen des Marktes (richtig) vorauszuahnen.
Welche Prognosedaten werden benötigt? Um die besten Entscheidungen im Prozess der Asset-Allocation treffen zu können, bedarf es mitunter der Prognose der künftigen Entwicklung des Finanzmarkts sowie der Erträge. Weiter müssen die spezifischen Varianzen und Korrelationen der jeweiligen Anlagemöglichkeiten vorausgesagt werden. Der Betrachtungszeitraum dieser Prognosen liegt kurz- bis mittelfristig.
Dabei können unterschiedliche Prognoseverfahren zur Anwendung kommen, beispielsweise konjekturale Prognosen oder die Szenario-Technik.
Richtungsweisend: Top-Down oder Bottom-Up?
Bei der Realisierung einer Asset-Allocation kann in zwei Richtungen vorgegangen werden; entweder Top-Down oder Bottom-Up. Die in der Anlagepraxis häufigere anzutreffende Variante ist die des Top-Down. Welche Variante gewählt wird, ist abhängig von der Zielsetzung: Soll schwerpunktmäßig die Rendite oder die Diversifikation des Portfolios erhöht werden?
Variante „Top-Down“ – Von oben nach unten
Diese Variante beginnt ganz weit oben: mit einer Allokation auf Länder und Branchen; und endet, bei der Selektion einzelner Titel in einer Anlageklasse.
Dabei werden Anlageklassen in Abhängigkeit ihres makroökonomischen Umfeldes bewertet (entweder unter- oder überbewertet, und zwar kurz- bis mittelfristig).
Zu berücksichtigen bei den Veränderungen des makroökonomischen Umfeldes sind dabei besonders die Phasen des Konjunkturzyklus. Denn der Top-Down-Ansatz verfolgt die Idee, dass die Anlageklassen in den jeweiligen Phasen unterschiedlich interessant für die Anleger sind. Die Bewertung der Anlageklassen erfolgt also in Abhängigkeit der jeweiligen konjunkturellen Lage.
Variante „Bottom-Up“ – Von unten nach oben
Bei dieser Variante liegt hingegen der Fokus beim Aufbau des Portfolios zunächst auf der Betrachtung, Analyse und Selektion von einzelnen Wertpapieren.
Nachdem neben dem Herausarbeiten des Anlegerprofils die Asset Allocation stattgefunden hat, kommen wir zur nächsten wichtigen Phase beim Aufbau einer Anlagestrategie, dem Research:
Research >>>
Link- und Literaturverzeichnis:
- Eberhard, Jochen; Prof. Dr. Schöning, Stephan: Asset Allocation Ansätze zur Bildung von international diversifizierten Portfolios – eine Analyse auf Basis historischer Daten – 2012. Lahr
- Pevny, Sabina: Analyse verschiedener Investmentphilosophien und -stile im Portfoliomanagement – 2004. Diplomica Verlag Hamburg
- Gerke, Wolfgang: Gerke Börsen Lexikon – 2002. 1. Auflage. Gabler Verlag Wiesbaden
- Engelbrecht, Marc; Loistl, Otto (Hg.); Rudolf, Markus (Hg.): Asset Allocation im Private Banking – 2015. 1. Auflage. JOSEF EUL VERLAG Lohmar – Köln
- Menzel, Thomas; Rodenwaldt, Jörg: Asset Allocation. So gestalten Sie Ihr Portfolio sicher und profitabel – in jeder Lebenslage – 2012. Campus Verlag Frankfurt/New York
- Harbeck, Konrad: Asset Allocation am Beispiel vermögender Privatkunden – 2015. Diplomica Verlag Hamburg
- Salzer, Philipp: Die Asset Allocation in der Praxis der Wertpapiervermögensverwaltung. Unter besonderer Berücksichtigung ausgewählter strukturierter Kapitalmarktprodukte – 2003. Diplomica Verlag Hamburg
- Finanztreff.de: Was ist eine Asset-Allocation? – abgerufen am 20.08.2018
Autoren
Eric Funke, Daniel Franke