Manche Dinge sind so einfach, man glaubt sie erst, wenn sie auch belegt sind. Eines dieser Dinge ist der 21-Monatsdurchschnitt beim Aktienhandel, der Kauf- oder Verkaufssignale liefert. Was ist die Grundlage für den 21-Monatsdurchschnitt?
Das Wichtigste in Kürze:
- Die 21-Monatsstrategie berücksichtigt als Handelssignal nur den Schlusskurs eines Monats.
- Rückblickend auf die letzten 25 Jahre lag der Ertrag höher als bei „Kaufen und Halten“.
- Die Strategie des 21-Monatsdurchschnitts setzt auf Verlustbegrenzung und bezieht auch längere Bargeldhaltung mit ein.
- Die Umsetzung mittels eines Excel-Sheets oder sonstigen Tabellenkalkulationsprogramm ist denkbar einfach und für jeden machbar.
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Der Monatsschluss als fixe Größe
Anleger, welche sich für den 21-Monatsdurchschnitt als Signalgeber zum Kaufen oder Verkaufen entscheiden, verharren vier Wochen in Passivität. Erst am letzten Handelstag eines Monats erwachen sie aus ihrer Schockstarre, schauen auf den Schlusskurs des Index oder des Einzeltitels und fügen diesen in eine Tabelle ein. Excel oder jedes andere Tabellenkalkulationsprogramm ermöglichen es, mit einem einfachen Tastenklick herauszufinden, ob eine Kauforder aufgegeben wird oder eine Verkaufsorder oder einfach gar nichts geschieht.
Um es vorweg zu nehmen, die 21-Monatsstrategie fußt auf dem Prinzip der Verlustvermeidung respektive auf der Absicherung von Gewinnen durch Gewinnmitnahme. Der Anleger trägt, wie gesagt, am letzten Handelstag den jeweiligen Schlusskurs in seine Tabelle ein, addiert die letzten 21 Schlusskurse auf und dividiert die Summe durch 21.
Liegt der aktuelle Schlusskurs über dem arithmetischen Mittel der letzten 21 Monate, erfolgen entweder Zukäufe, oder der Investor fährt den Rechner herunter und wartet wieder vier Wochen.
Fällt der aktuelle Schlusskurs jedoch unter die 21-Monatslinie, heißt es aktiv werden und verkaufen. Der Barbestand ist keinem Kursrisiko mehr ausgesetzt, mögliche Gewinne wurden mitgenommen.
Vier Wochen später wiederholt sich das Spiel. Übersteigt der Schlusskurs wieder das 21-Monatsmittel, heißt es, wieder zu kaufen, liegt er erneut darunter, heißt es abwarten.
Was so einfach klingt, lässt sich anhand von Daten aus der Vergangenheit durchaus als erfolgreiche Strategie belegen.
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Wie erstellt man das Excel-Tool?
Wer im Juli 2019 mit der 21-Monatsstrategie beginnen möchte, benötigt zunächst die Monatsschlusskurse von Juni 2019 rückwirkend bis Oktober 2017. Die notwendigen Informationen finden sich beispielsweise auf boerse.de. Diese Daten trägt er chronologisch in eine Spalte im Excel-Sheet ein. Dann wird das leere Feld unterhalb der Spalte angeklickt. Die fx-Funktion in der Kopfzeile von Excel öffnet das Funktionsmenü. Jetzt muss einfach der Menüpunkt „Summe“ angeklickt werden, auf ok gehen, und die Summe erscheint. Es erfolgt der Eintrag der Summe in ein beliebiges Feld im Excel-Sheet, geteilt durch 21. Die Eingabe erfolgt folgendermaßen: =(Summe)/21. Liegt die angezeigte Zahl über dem Schlusskurs, heißt es, aktiv werden und kaufen.
Nr. | Datum | Schlusskurs |
---|---|---|
Quelle: ariva.de | ||
1 | 30.11.2017 | 13.023,98 |
2 | 31.12.2017 | 12.917,64 |
3 | 31.01.2018 | 13.189,48 |
4 | 28.02.2018 | 12.435,85 |
5 | 31.03.2018 | 12.096,73 |
6 | 30.04.2018 | 12.612,11 |
7 | 31.05.2018 | 12.604,89 |
8 | 30.06.2018 | 12.306,00 |
9 | 31.07.2018 | 12.805,50 |
10 | 31.08.2018 | 12.364,06 |
11 | 30.09.2018 | 12.246,73 |
12 | 31.10.2018 | 11.447,51 |
13 | 30.11.2018 | 11.257,24 |
14 | 31.12.2018 | 10.558,96 |
15 | 31.01.2019 | 11.173,10 |
16 | 28.02.2019 | 11.515,64 |
17 | 31.03.2019 | 11.526,04 |
18 | 30.04.2019 | 12.344,08 |
19 | 31.05.2019 | 11.726,84 |
20 | 30.06.2019 | 12.398,80 |
21 | 31.07.2019 | 12.189,04 |
21-Monats-Durchschnitt: | 12.130,49 | |
Empfehlung: | halten/zukaufen |
Im August wird das erste Feld der Spalte gelöscht und das letzte Feld durch den Schlusskurs vom Juli ergänzt.
Erfolgreich seit 1994
Die Zeitschrift Focus Money zeigt in ihrer Ausgabe 23/2019, wie sich die 21-Monatslinie in den letzten 25 Jahren geschlagen hat. Grundlage für das Rechenbeispiel war die Kursentwicklung des DAX in diesem Zeitraum. Fünf Handelssignalen, die dem Anleger einen Gewinn beschert hätten, standen sechs Signale gegenüber, die einen Verlust bedingt hätten. In Prozent ausgedrückt, lag die Erfolgsquote bei 45,45 Prozent (fünf positive Signale / 11 Signale generell * 100).
Diese Erfolgsquote von unter 50 Prozent war jedoch ausreichend, um dem Anleger ein Plus von 531 Prozent zu verbuchen. Wer dagegen die „buy and hold“-Strategie verfolgte, kaufen, und, wie es André Kostolany empfahl, liegen lassen, kam im gleichen Zeitraum nur auf 444 Prozent Rendite.
Fakt ist, dass diese Strategie die wenigsten schlaflosen Nächte bereitet. Vor fast 20 Jahren platzte die Dot-com-Blase an den Börsen. Unzählige Anleger weltweit machten gigantische Verluste – bis auf eine Gruppe. Wer bereits damals dem 21-Monatsdurchschnitt folgte, war im März 2000 schon lange nicht mehr investiert, saß auf seinen Bargeldbeständen und wartete entspannt auf das nächste Kaufsignal.
Uwe Rabolt