Staaten wie Griechenland, denen das Wasser spätestens seit dem Jahr 2010 bis zum Hals steht, setzen auf Staatsanleihen. Sie benötigen dringend Geld. Für Anleger bedeutet dies hohe Renditen, aber auch ein gewisses Risiko.
Inhaltsverzeichnis
- CDS als Risikoindikator für Investoren
- Welche Arten von Kreditderivaten gibt es?
- Wie verlaufen die Zahlungsströme für Credit Default Swaps?
- Griechenland 2010 bei CDS auf Rekordhoch
- Risikobewertung für den „normalen“ Anleger
- Spekulanten sorgen für Anstieg des Volumens am CDS-Markt
- Wie haben sich Credit Default Swaps seit der Finanzkrise entwickelt?
- Wie sehen die aktuellen Trends bei Credit Default Swaps aus?
CDS als Risikoindikator für Investoren
Wer sein Risiko als Investor abschätzen will, selektiert anhand der Prämien für Credit Default Swaps (CDS). Dabei handelt es sich um Kreditausfallversicherungen. Je höher sie notieren, desto höher das Risiko eines Bankrotts oder Zahlungsausfalls nach Einschätzung der Anleger.
Für Investoren ist das derzeitige Thema von Staatsverschuldungen eine Chance, große Gewinne zu machen. Die Märkte reagieren nicht rational auf die Krise, sodass die Risikoaufschläge bei den Anleihen übertrieben hoch sind. Angegeben werden die Preise für die Kreditausfallversicherungen in Basispunkten.
Welche Arten von Kreditderivaten gibt es?
CDS sind die Kreditderivate, die am häufigsten gehandelt werden. Sie sind aber nicht die einzige Form. Außer ihnen gibt es noch Total (Rate of) Return Swaps (TRORS oder TRS) und Credit Linked Notes (CLN). Alle dienen jedoch im Grundsatz dazu, sich gegen die Risiken des Basiswertes abzusichern.
Wie verlaufen die Zahlungsströme für Credit Default Swaps?
Untenstehende Grafik soll das zugrundeliegende Prinzip bei CDS verdeutlichen. Der Basiswert ist ein Kredit oder eine Anleihe. Bank A erhält die Zinsen bzw. Kuponzahlungen dieses Basiswertes. Zugleich sichert sie sich gegen womöglich auftretende Verluste durch Kreditausfälle mit CDS ab. Als Sicherungsgeber dient Bank B. Sie steht für Kursverluste des Basiswertes gerade. Dafür erhält sie eine Prämie von Bank A.
Griechenland 2010 bei CDS auf Rekordhoch
Ein Vergleich zwischen den Staaten macht deutlich, welch extreme Ausmaße die Unterschiede haben. Das Rekordhoch führte im Juli 2010 ganz klar Griechenland, das in diesem Jahr schon bei über 600 Punkten lag, während Deutschland im Vergleich am sichersten abschnitt und die Basispunkte hier um die 50-Punkte-Marke herumschlichen. In Zahlen bedeutet dies: Die Versicherung für eine griechische Staatsanleihe in Höhe von einer Million Euro kostete Ende April 53.170 Euro für ein Jahr. In Deutschland zahlte man bei der gleichen Summe nur 4.500 Euro.
Risikobewertung für den „normalen“ Anleger
Zum Nachteil für den normalen Verbraucher ist, dass diese Statistiken der CDS, also der Kreditausfallversicherungen, für den normalen Verbraucher nicht einzusehen sind. Allerdings lässt sich das Risiko einer Staatsanleihe auch in indirekter Form an den Renditen ablesen. Denn sind die Risikoaufschläge hoch, steigen auch die Renditen. Die erkennt der Anleger durch Vergleiche.
Spekulanten sorgen für Anstieg des Volumens am CDS-Markt
Längst bevor die Bonitätsnoten durch die Rating-Agenturen nach unten korrigiert wurden, stiegen die CDS-Preise für Kredite an Lehmann Brothers oder ungarische Staatsanleihen rapide an.
Kritiker machen den Großteil der Spekulanten verantwortlich. Diese streben beim Kauf der CDS nämlich nicht die Absicherung an, sondern dass ein nicht vergebener Kredit platzt; denn dann ist durch den Versicherer die volle Kreditsumme auszuzahlen.
So wird mit geringer Einlage, nämlich dem Preis des CDS, ein extrem hoher Gewinn erwirtschaftet. Ein Umstand, der den CDS-Markt schnell anwachsen ließ:
Die Bank for International Settlements gibt den Nominalwert der global gehandelten CDS für das zweite Halbjahr 2004 mit 6.396 Milliarden US-Dollar an. Bis zum zweiten Halbjahr 2007 war er bereits auf 58.244 Milliarden US-Dollar gestiegen (Bankmagazin 10/2016).
Da bei Kreditversicherern die Rücklagen fehlen, besteht das größte Risiko darin, dass eine Menge CDS im Ernstfall gar nicht bedient werden können.
Der US-Versicherer AIG hatte Ende September CDS-Verbindlichkeiten über 372 Milliarden Dollar gewährt, bei einem Eigenkapital von 17 Milliarden Dollar. Beim Bankrott von Lehman Brothers neutralisierten sich allerdings viele CDS-Positionen: Zahlreiche Investoren waren sowohl Käufer als auch Verkäufer der Credit Default Swaps gewesen. Für den Fall einer Insolvenz der Bank waren 365 Milliarden Dollar versichert, davon mussten im Endeffekt sechs Milliarden Dollar bedient werden.
Wie haben sich Credit Default Swaps seit der Finanzkrise entwickelt?
Als Folge der Finanzkrise sank das Volumen der CDS erheblich. Im zweiten Halbjahr 2015 betrug es nur noch 12.294 Milliarden US-Dollar, also rund ein Fünftel des Volumens, das zu Spitzenzeiten erreicht wurde. (Bankmagazin 10/2016)
Zudem wurde der Markt stärker reguliert. So wurde 2012 die European Market Infrastructure Regulation (EMIR) verabschiedet, eine Verordnung des Europäischen Parlaments und Rates, welche die Risiken des Derivatehandels einschränken soll. So regelt EMIR, dass „standardisierte OTC-Derivate über zentrale Gegenparteien abgewickelt und OTC-Derivate an Transaktionsregister gemeldet werden müssen“ (BaFin).
Wie sehen die aktuellen Trends bei Credit Default Swaps aus?
2016-11 – CDS gewinnen wieder an Bedeutung
Seit Anfang 2016 gewinnen CDS wieder an Bedeutung. Zu Beginn des Jahres verdoppelte sich das Transaktionsvolumen. Im Fokus stehen dabei vor allem die Besicherungen von Autokrediten. Offene Kfz-Darlehen belaufen sich in den USA auf ca. eine Billion US-Dollar – das ist doppelt so viel wie 2010. Oft sind die Sicherheiten fragwürdig, was die Darlehen für den CDS-Handel besonders attraktiv macht. (Bankmagazin 10/2016)
2017-10 – CDS deutscher Banken höher als bei ausländischen Instituten
Die CDS-Spreads deutscher Banken als Indikator für die Bonität der Institute sind seit Ende 2016 deutlich gesunken, im internationalen Vergleich aber immer noch sehr hoch. Das berichtet das Finance-Magazin. Die Deutsche Bank ist dabei immer noch das Institut mit dem höchsten Spread, jedoch ging dieser von 220 auf aktuell um die 90 Basispunkte zurück. Der CDS-Spread der Commerzbank reduzierte sich im selben Zeitraum von um die 130 auf etwa 65 Basispunkte. Mit ihren CDS-Spreads liegen die deutschen Geldhäuser deutlich hinter Banken wie der Crédit Agricole (33 Basispunkte) oder der niederländischen ING (24 Basispunkte) zurück. Spitzenreiter bei den CDS-Spreads ist derzeit die UBS Investmentbank mit 22,5 Basispunkten.
Update 12/2016